Vita

Hannah Scheithauer studierte Deutsch, Französisch, Geschichte, Vergleichende Literaturwissenschaft, und Übersetzungswissenschaft in Göttingen, Oxford und Paris. Seit 2021 promoviert sie an der Universität Oxford mit einem vom Clarendon Fund und dem Queen’s College geförderten Projekt zu transnationalen Formen der Erinnerung in der deutsch- und französischsprachigen Literatur seit 1960. Sie ist Preisträgerin des jährlich von der Society for French Studies in Großbritannien und Irland verliehenen R. Gapper Postgraduate Essay Prize (2023). Parallel zu ihrer eigenen Forschung lehrte und lehrt sie in Oxford und übernahm verschiedene Kurse in neuerer deutscher und französischer Literatur, Film, Übersetzung und französischer Philosophie.

Über den Stipendienaufenthalt

Im Juli und August 2024 nutzte Hannah Scheithauer das Peter Suhrkamp-Stipendium, um Korrespondenzen und Dokumente zu einer um 1960 von deutschen, französischen, und italienischen Schriftstellern gegründeten internationalen Literaturzeitschrift einzusehen, an der Uwe Johnson in führender Rolle beteiligt war. Als erste von vier Fallstudien in meiner Promotion interessiert mich die Revue internationale, die nie einen endgültigen Titel erhielt, da das Projekt nach einer intensiven Phase der Vorbereitung scheiterte, vor allem in Bezug auf ihre historischen Hintergründe. Zwischen dem Bau der Berliner Mauer, dem Erbe des Nationalsozialismus, und dem Verfall des europäischen Kolonialismus erscheint die Revue als Versuch, neue Formen des öffentlichen Gedenkens und komplexe Interferenzen von Vergangenheit und Gegenwart auf transnationaler Ebene und spezifisch literarische Weise aufzuarbeiten. Dieser Zusammenhang lässt schließlich auch das Scheitern der Zeitschrift als Ausdruck der Distanzen zwischen den jeweils historisch geprägten Positionen der Herausgeber verständlich werden.

Des Weiteren hat Hannah Scheithauer Manuskripte und Materialien zu mehreren, von Uwe Johnson in den frühen 1960er Jahren und zum Teil in unmittelbarem Zusammenhang mit der internationalen Zeitschrift entstandenen Aufsätzen zu Berlin und zur deutschen Teilung eingesehen. Es ist geplant, diese in einer weiterführenden, komparatistischen Arbeit genauer zu untersuchen.