Rückblick - Wie Schriftsteller Johnson lesen. Eine literarsiche Geburtstagsfeier am 20. Juli 2022

Lesung mit Jan Decker

Anlässlich Uwe Johnsons 88. Geburtstag am 20. Juli 2022 ist der Schriftsteller und Hörbuchautor Jan Decker nach Rostock gereist, um den Ehrentag des Autors traditionell mit einer Lesung zu begehen. Am heißesten Tag des Jahres haben sich viele Interessierte im kühlen Möckelsaal des Literaturhauses Rostock (und einige per Livestream am heimischen Bildschirm) versammelt, um an der Veranstaltung teilzunehmen. Wie in den vorherigen Jahren auch, bestand diese aus Lesung und Gespräch, das in diesem Jahr die Geschäftsführerin der Uwe Johnson-Gesellschaft, Uva Piterane, geführt hat.

Mit Jan Decker wurde zum ersten Mal ein Autor eingeladen, über Uwe Johnsons Einfluss auf das eigene Schaffen zu sprechen, nachdem mit Sabine Peters, Birgit Vanderbeke, Kristin Schulz und Angela Krauß die Gäste in den Vorjahren ausschließlich weiblich waren.
Jan Decker hat das Publikum auf dreierlei Art und Weise an seinem Schaffen und seiner Auseinandersetzung mit Uwe Johnson teilhaben lassen: So las er zunächst einen Text mit dem Titel Mutmaßungen über die Gegenwart, der in Form eines Briefes an Uwe Johnson geschrieben war. Der Autor berichtete in diesem Brief über die Suche nach einem Stoff/einer Hauptfigur und bat Uwe Johnson hierbei um Rat. Im zweiten Teil las Decker ausgewählte Passagen aus Max Frischs Berliner Journal vor und verdeutlichte so, wie sein Johnson-Bild entstanden ist. Zum Abschluss der Lesung stellte Jan Decker sein Wiener Zweiwochenbuch, eine Art Corona-Tagebuch, vor. In den Gesprächen zwischen den Lesungen ging es um das Schreiben und den Literaturbetrieb im Allgemeinen und im Besonderen. Uva Piterane fragte bei Jan Decker nach, inwiefern sich Uwe Johnson als Ratgeber für das eigene Schreiben eignen würde und erkundigte sich auch über die Wichtigkeit/Möglichkeiten einer Schreibkrise im Leben eines Schriftstellers. Decker dachte aber auch laut über das Aufbewahren von Textstufen und Arbeitsfortschritten und die Möglichkeit eines Archivs im digitalen Zeitalter nach. Piterane fragte in diesem Zusammenhang nach Eigenheiten des deutschen und österreichischen Literaturbetriebs. Im anschließenden Gespräch mit dem Publikum wurde sich nicht nur über Literatur, sondern auch über Jazz-Musik unterhalten. Einen schönen Ausklang fand der Abend im Freigarten des Peter-Weiss-Hauses, wo weitere rege Gespräche geführt wurden.

Ein Mitschnitt der Lesung stand bis zum 3. August auf dem twitch.tv-Kanal des Literaturhauses online zur Verfügung. Diese Möglichkeit wurde von Vielen genutzt.

Es hat uns wieder mal Spaß gemacht, das Überraschungspaket Wie Schriftsteller Johnson lesen auszupacken. Wir freuen uns auf das nächste Jahr!